Am heutigen Montag hat die Deutsche Telekom AG die Abschaffung der Flatrate bekanntgegeben. Überschreiten Kunden künftig ein bestimmtes Übertragungsvolumen, wird ihr Anschluss auf weniger als 1% gedrosselt. Der massive Einschnitt macht die Verbindung unter heutigen Ansprüchen nicht mehr nutzbar. Der Digitale Gesellschaft e. V. kritisiert die Deutsche Telekom für ihr Vorhaben: „Die Telekom schafft die Planungssicherheit ab und will offenbar über kostenpflichtige Zusatzdienste an das Portemonnaie ihrer Kunden“, kritisiert Markus Beckedahl, Vorstand des Digitale Gesellschaft e.V.

Drosselung auf nicht nutzbare Geschwindigkeit

Um Kunden zu zwingen, zum Umgehen der Beschränkung Zusatzpakete zu buchen, „drosselt“ die Telekom ihre Nutzer auf eine heutigen Ansprüchen nicht mehr genügende Geschwindigkeit, die es z.B. unmöglich macht, Filme zu schauen. „Bei einer Beschränkung auf weniger als 1% der Leistung eines 50-MBit-VDSL-Anschlusses auf ein Niveau der 1990er Jahre ist das Wort ‘Drossel‘ falsch“, erklärt Markus Beckedahl, Vorstand des Digitale Gesellschaft e.V. „De facto ist das eine Sperre und ein Ausschluß vom Internet.“

Verletzung der Netzneutralität

Die Abschaffung der Flatrate kommt nicht allein: In den letzten Jahren hat die Deutsche Telekom bereits damit begonnen, Internetverbindungen im Mobilnetz speziell nach Inhalten anders zu berechnen. So wird im Rahmen einer Tarifoption der Musikstreamingdienst Spotify nicht auf das Inklusivvolumen angerechnet, sondern gegenüber Konkurrenzangeboten bevorzugt. Im Festnetzbereich soll dies nun für die Videodienste des T-Entertain-Pakets gelten. „Für uns ist klar: die Deutsche Telekom will den Kunden das, was vorher im Tarif enthalten war, als Zusatzservice noch einmal verkaufen und schließt daher ihre Mitbewerber vom Anschluss aus.“, sagt Markus Beckedahl, Vorstand des Digitale Gesellschaft e.V.. „Die schwarz-gelbe Koalition hat stets betont, sie wolle abwarten, ob ‚der Markt‘ die Netzneutralität nicht ’selbst regeln‘ würde. Nun ist die Katze aus dem Sack – und wie er sie dort wieder hineinbekommt, muss Wirtschaftsminister Philip Rösler jetzt erklären.“

„Wir fordern ganz klar eine Festschreibung der Netzneutralität mit klaren Sanktionsmöglichkeiten, wenn Angebote der Konkurrenz diskriminiert und eigene Angebote bevorzugt werden.“, so Markus Beckedahl abschließend.

Update: Unsere Pressemitteilung vom 29. April 2013: hilf-telekom.de unterstützt die Deutschen Telekom bei der Kommunikation der Abschaffung der Netzneutralität.

Remix Deine Meinung: hilf-telekom.de

Erst am vergangenen Freitag hatte der Digitale Gesellschaft e. V. als eine von 80 Nutzer- und Verbraucherschutzorganisationen die EU-Kommission zum Handeln aufgerufen.

Der Digitale Gesellschaft e. V. warnt seit zwei Jahren unter der Domain www.echtesnetz.de vor der Abschaffung der Netzneutralität. Im vergangenen Herbst hatte der Verein dem Mobilfunkanbieter Vodafone für dessen Eingriffe in das Netz unter dem Motto „#vodafail“ die rote Karte gezeigt, dabei waren mehr als 1000 Remixe der Vodafone-Werbung von Nutzern generiert worden.

In einem umfangreichen Handbuch hat der Digitale Gesellschaft e. V. 2012 das Thema anschaulich erklärt.

Dir liegt ein echtes Netz am Herzen? Dann unterstütz unseren Einsatz für einen Erhalt und Ausbau der Netzneutralität mit einer Fördermitgliedschaft.

23 Meinungen zu “Telekom-Tarifänderungen: Frontalangriff auf die Netzneutralität

  1. Andreas sagt:

    Was die Telekom abzieht, sucht Seinesgleichen, keine Frage. Aber auch die anderen Netzbetreiber lassen sich wohl kaum lumpen, wenn es darum geht, die Verbraucher zu schröpfen. Unter http://www.telefonanbieter.org/festnetz/beschwerden-beim-telefonanbieterwechsel/ kann man gut nachlesen, warum sich immer mehr Kunden beschweren. Nicht nur, dass die Netzneutralität durch die Telekom nahezu ausgehebelt wird, auch der Umgang mit Neuanschlüssen lässt mehr als nur zu wünschen übrig. Hier müsste die Politik mal klare Vorgaben machen und auch Sanktionen bei Verstößen gegen diese androhen und durchsetzen.

  2. Sergeij sagt:

    Ich habe gerade die PM der Telekom gelesen. Fairerweise muss man sagen, dass die Volumina an die gebuchten Übetragungsraten angepasst ist:
    16 Mbit/s: 75 GB bedeutet 10h 40min surfen bis zur Grenze (bei max. ausnutzung der Bandbreite)
    50 Mbit/s: 200 GB beutet 9h 6min
    100 Mbit/s: 300 GB bedeutet 5h 6min
    200 Mbit/s: 400 GB bedeutet 4h 33 min

    Um mich kurz zu fassen (hehe, schönes Wortspiel): Es trifft die hohen Bandbreiten, also die datenlastigen User. Quasi die „oberen“ 10000. Otto Normal, mit E-Mails checken und auf Facebook rumhängen und vielleicht 3, 4 Filmen über kinox.to oder sonst woher, der wird kaum von dieser Regelung betroffen sein.

    • RudiX sagt:

      Kann ich nur zustimmen.
      Erstens, können die Vielsurfer auch ruhig viel bezahlen.
      Zweitens, sind die Datenraten so hoch ausgelegt, das ein Normalnutzer die garnicht ausschöpfen kann, selbst wenn es sich gelegendlich einen Film läd.
      400 Gigabyte bei 200 Mbit also wenn das nicht genug ist, das dürften so ungefähr 50 HD Filme sein, oder 100000000 Internetseiten, wer bitte liest soviel seiten. selbst 20000000 Seiten schaft keiner im Monat

      • Familie sagt:

        Leider gibt es Haushalte mit 5 Personen und nicht nur 1er und letzten Monat hatten wir 79GB, wir sind keine Tauschbörsen- oä -nutzer, (vll alle 2 Monate ein 3GB Linux-ISO-Image). Und wir haben 16Mbs, also wäre die letzen 4GB gedrosselt gewesen!!!

    • LasstEuchNichtVerarschen sagt:

      Einfach nur erschreckend, dass echt Leute auf diesen „Vielnutzer“-Nonsens reinfallen.
      Jeder verdammte Mehrpersonenhaushalt wird in ein paar Jahren locker über 100GB pro Monat kommen, sicherlich auch ein Großteil der Single-Haushalte.

      Fernsehen ist out, Streaming ist in, Gaming ist Mainstream. Braucht alles nun mal deutlich mehr Datenvolumen als schnöder Text und macht morgen jeder Hans und Franz so gut wie jeden Tag, wenn nicht jeden.
      Außerdem gibt’s da auch noch sowas, das sich technischer Fortschritt nennt.

  3. NGC-Ollie sagt:

    Die Drosselung ist eine vollkommen andere Baustelle, als die Netzneutralität. Die Drossel ist nur das Mittel um Multimediamitbewerber wie Apple, Microsoft, Amazon, NetFlix und wie sie alle heißen, aus dem Telekomnetz zu vertreiben. Denn wenn ich per „Telekom Entertain“ einen Film buche und nicht per Apple TV, Amazon Stream oder was auch immer, wird es nicht auf das Datenvolumen angerechnet. Das ist eine Verletzung der Netzneutralität, eine Ausnutzung der Monopolstellung, weil es Konkurenten stark benachteiligt und mehr als nur eine Frechheit.
    Einfaches Beispiel: Schaue ich einen Tatort aus der Mediathek (die ich ja defacto schon bezahlt habe) bezahle ich ihn nochmal, weil ich evtl. zusätzlich Datenpakete buchen muss, falls die überhaupt angeboten werden. Kaufe ich Entertain dazu, ist er wieder kostenlos.
    Wer das verstanden hat, kann auch mal den Beschiss an den Kunden verstehen, wie sehr die Telekom gerade versucht mit den denkbar schlechtesten Argumenten, den Leuten das Geld aus den Taschen zu ziehen. Aber es wird so ausgehen, wie bei den Stromanbietern auch, Aufstand und nichts wird sich ändern, weil das ja alles viel zu kompliziert ist :-/

  4. Stefan sagt:

    nunja.. acta und co (also die zensur) schlugen bis jetzt fehl.. nun sagt man sich “wenn wir sie nicht zensieren können, dann limitieren wir sie einfach”… ich denke die telekom und alle anderen provider entsprechen hier nur dem willen der (fehlgeleiteten) politik..

    das selbe trifft auf die abschaffungs absichten für isdn und die umstellung auf voip aka sip zu.. das is (wenn mans den mal zur bekämpfung von terror *hust* braucht) einfacher (kostengünstiger) abzuhören und aufzunehmen sowie einfacher zu sperren – alles software..

    ich denke die versuchen was “besseres” zu errichten wie china momentan hat.

    da kann man mal drauf rumdenken :)

    grüsse

  5. Niko sagt:

    Eine Schweinerei! Ich würde als jetziger Neukunde der T sofort meinen Vertrag wieder außerordentlich kündigen. Da bin ich froh, das ich im Dezember zu eins&eins wechsle…

  6. meh sagt:

    Gilt die Geschwindigkeitsänderung auch für Anschlüsse, die nur etwa 250 kbit leisten?

    Würde mich echt freuen *___*

  7. Günni sagt:

    @Axbax: Danke!
    Bin da vollig deiner Meinung
    Allein die Telekom ist für den Ausbau der Netze zuständig und wird davon in keinster Weise von „Billiganbietern“ unterstützt…

    Und die grenze von 75GB sind für einen „Normalo“ ohnehin nicht zu knacken…

    Denk erstmal nach, bevor ihr hier irgendeine Sch… vom Stapel lasst!!!

  8. André sagt:

    Jetzt ist der Bogen überspannt!
    Lächerlich!!!
    Seit 15 Jahren zahle ich das, was andere für ihre 16000’er Leitung zahlen und was bekomme ich? Eine lächerliche 1000’er Leitung! – bei einem 2600 Seelendorf…der Nachbarort hat 500 Seelen, 2km entfernt und die haben 16000!
    Ich bezahle anderen das schnellere Internet und soll jetzt auch noch dafür bluten?!
    Ich kann ja noch nicht ein mal die T-Online Werbung ruckelfrei sehen, ohne vorher 2min. vor zu laden…
    Und dann auch noch Werbung über die Filmpakete zukommen lassen…
    Der Hit: Nachbar geht der TDoof wochenlang auf die Nerven und will schnelleres Inet, bekommt es nach Monaten sogar! Zwar nur 2000 aber immerhin doppelt so viel wie ich!
    Schreiben gesehen, Download gemessen, Telekom damit konfrontiert (mit Fakten und allem) und ebenso 2000 verlangt und was kommt? „Das könnte nicht sein, es gäbe nur 1000 – der Nachbar lügt“ :D
    Armer Laden!!!

    Und jetzt die (bewusst gesagt) Sperrung des Netzes?!?
    Geht’s noch?!

    Jede Möglichkeit der TDoof Kunden abzugewinnen wird ab sofort genutzt! Im privaten, sowie Geschäftsbereich…und ich hoffe, dass viele mitmachen!
    Hoffentlich geht der Markt auf und irgend ein vernünftiger Billiganbieter rockt das!
    Von mir aus auch mit schlechterem Service – was er eig. nicht werden kann!

    Ars******!!!

  9. Ghost sagt:

    Na klasse, gottsei dank bin ich momentan dabei zu einem anderen Anbieter zu wechseln, ich hoffe das trifft nur für die T-com zu (Das Netz gehört ja der T-com denke ich)

    Also Leute: Am besten so viel Leute wie möglich zu alternativen Anbietern wechseln, und das so schnell wie möglich, sonst können die weiterhin machen was se wolln.. Die A…en haben ja dummerweise eh nen Monopol in Deutschland, (Ja, sowas sollte es eigentlich nicht mehr geben zu der Zeit..) Sonst würds auch in abgelegeren Ortschaften schon längst schnelleres Internet geben, aber daran hat die T-com kein Interesse…

    mfg

  10. Axbax sagt:

    Wenn die Digitale Gesellschaft den Netzausbau finanziert, dann kann sie ja auch die Netzneutralität herstellen.

    Sorry, immer nur bezahlen, aber nichts verdienen dürfen, das kann nicht mal die Telekom leisten! Schon mal darüber nachgedacht?

  11. MK sagt:

    ach schafft doch gleich das ganze netz ab ihr spinner. sich noch den letzen groschen holen wollen wie überall

  12. Ducky sagt:

    Und das, wo wir denen das Telefonnetz damals schon bezahlt haben und quasi enteignet wurden.

  13. Gerd sagt:

    „Immer höhere Bandbreiten lassen sich nicht mit immer niedrigeren Preisen finanzieren. Den Kunden mit sehr hohem Datenaufkommen werden wir in Zukunft mehr berechnen müssen“,

    Mit dem ersten Satz disqualifiziert sich die Telekom selbst, denn:
    Niedrige Preise will zwar jeder („Geiz ist ,,,“ usw.), aber …“immer niedrigere Preise“ hat meines Wissens keiner gefordert. Ganz im Gegenteil wurden niederiger Preise von der Telekom forsiert um ihre Mitbewerber aus dem Rennen um den Anbieter Nr. 1 zu kicken.

    Die Industrie, die sich geradezu auf „All-Ways-On“ stürzt, wird sicher auch nicht gerade begeistert sein.
    Und schlussendlich, dürfte auch die Angst der Anwender mit „Homeautomation Geräten“ über eine derart unsichere, weil finanziell nicht mehr kalkulierbare Investition, eine Rolle spielen.

    Auch wenn die Telekom ihr Ansinnen, bzw. ihr Vorhaben durchsetzt, stellt sich doch auch die Frage: Wie will sie ihre(n)m Kunden verlässlich und Rechtssicher mitteilen wieviel Traffic dieser in einem bestimmten Zeitraum verbraucht hat?

    • Ducky sagt:

      Stimmt, das Argument mit den Home-Automation ist in der Tat höchst kritisch. Aber da findet der Rosa Abzockverein sicherlich einen extra Somfy-Tarif oder eine Heizungs- und Alarmanlagen-Flatrate für nur 4,95 zusätzlich im Monat…oder irgendwas anderes doll kreatives.

      Die sind Netzanbieter und sollen sich gefälligst aus den Diensten, die man nutzt, raushalten.

  14. Syntafin sagt:

    Auf 1%? Das wären bei meinem DSL2000 Anschluss mit einem Downstream von 2304kbit/s also nur noch ~23kbit/s.
    Na dann gute Nacht! Ich kann ja jetzt schon nicht mehr in normaler Form mir YouTube-Videos geschweige Streams anschauen.
    Downloads dauern ja auch ewig, gute Nacht sage ich da nur!

    • Ducky sagt:

      Die plakativen 1% waren auf einen 50 MBit VDSL Anschluss bezogen. Die Telekom will bei Overquota auf feste 348 kbit/s drosseln…was, wie Markus trefflich geschrieben hat, einer de facto Netzsperre gleichkommt.

      • Torch sagt:

        Ich finde es zwar auch unter aller Sau, was die Telekom da abzieht, aber bei 348 kbit/s von einer Netzsperre zu reden finde ich übertrieben. Die meisten Städter scheinen das garnicht mitzukriegen, aber: Für Leute wie mich, die ein Stückchen abseits der nächstgrößeren Ortschaft wohnen, sind 348 kbit/s das, was man im Idealfall gerade so erreicht. Und dann kommt nach 10-20 GB (wobei 20 dann schon in die 40€ pro Monat gehen) schon die Drosselung, nach der ich noch maximal 6 kbit/s, wenn überhaupt rankriege.
        DAS ist eine Netztsperre, da man dann Dienste wie facebook, YouTube oder Steam komplett vergessen kann.
        Nicht falsch verstehen, aber es gibt eben auch noch Leute, die in der Beziehung richtig arm dran sind.

Kommentare sind geschlossen.