Anlässlich des Safer Internet Days 2014 habe ich für den Digitale Gesellschaft e.V. einen Workshop mit dem Titel „Facebook, Edward Snowden und ich“ im Landtag Potsdam abgehalten. Der Workshop stieß – nicht zuletzt aufgrund des Titels – auf rege Nachfrage bei den Brandenburger Jugendlichen.

In einem ersten Teil haben wir uns vergegenwärtigt wo, warum und von wem Daten gesammelt werden. Was machen Internetunternehmen genau? Wie unterscheiden sich die Arbeitsweisen von Polizei und Geheimdiensten? Und: Was hab ich eigentlich davon? Kontrovers waren die Reaktionen bei der Diskussion der letzten Frage: Die Erlaubnis Dienste überhaupt zu benutzen, personalisierte Werbung oder ein nicht nachweisbares Mehr an Sicherheit erschien nicht allen als guter Deal.

Im zweiten Teil ging es um die Frage, ob und warum wir eigentlich etwas zu verbergen haben. Ausgangspunkt der Überlegungen war, dass die gängigen Datenschutzdebatten schwer verständlich sind und die Jugendlichen schlecht erreichen. Der Text des Volkszählungsurteils mag gestandenen Datenschützern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, bleibt für die meisten (jungen) Menschen allerdings abstrakt. Zudem zieht das Argument der „Schere im Kopf“ nicht bei der Datenverarbeitung durch Unternehmen. Die Jugendlichen haben sich selbstständig verständlichere Argumente erarbeitet: Gesetze können sich ändern; algorithmenbasierte Entscheidungen nehmen keine Rücksicht auf Individualität; Überwachungsmaßnahmen treffen in ungerechter Art und Weise immer zuerst die Schwächsten einer Gesellschaft (z.B. Empfänger/innen von Sozialleistungen).

Groß war die Nachfrage nach den Möglichkeiten technischen Datenschutzes. Bei den Vorbereitungen dazu ist mir aufgefallen, dass gängige Handreichungen, die sich explizit an Jugendliche richten, oft zu banal sind. Umgekehrt gehen die Handreichungen aus (netz)aktivistischen Kreisen an der Lebenswirklichkeit vieler Jugendlicher vorbei. Eine Totalumstellung des digitalen Lebenswandels ist im Teenageralter nicht unbedingt zumutbar. Einen guten Mittelweg geht das security in-a-box-Projekt, dessen Handreichungen es leider noch nicht in deutscher Sprache gibt. Tipps zu Passwörtern und Sicherheitseinstellungen, Programme für Windows-PCs und Erweiterungen für den Webbrowser: Hier lassen sich junge Menschen niedrigschwellig abholen.

Meine Schlussfolgerung aus dem Safer Internet Day: Es besteht Nachholbedarf der jugendgerechten Datenschutzvermittlung. Dazu muss sich zunächst der Datenschutzbegriff der Medienkompetenz-Vermittlung ändern: Es geht nicht darum, wer irgendetwas in sozialen Netzwerken postet. Verstehen, wie Onlinekommunikation und Identitätsmanagement funktionieren ist wichtig, aber ein anderes Thema. Zudem wir dadurch der falsche Eindruck erweckt, als widersprächen sich Kommunikation und Datenschutz. Es geht also darum zu verstehen, was im Hintergrund abläuft. Wie funktioniert digitale Datenverarbeitung technisch gesehen? Welche Logiken herrschen bei Unternehmen, welche bei staatlichen Behörden vor? Und: Welche politischen und technischen Konsequenzen ziehen wir daraus? In der digitalen Gesellschaft sollte sich jeder mündige Mensch zu diesen Fragen verhalten können.