Protest gegen die Chatkontrolle jetzt auf Europäischer Ebene!

Der europäische Dachverband für netzpolitische Organisationen EDRi (European Digital Rights) startet eine Kampagne gegen die Chatkontrolle. Unter dem Motto „Stop Scanning Me!“ (Hört auf, mich zu scannen!) rufen 13 Organisationen dazu auf, den Gesetzesentwurf der EU-Kommission abzulehnen.

Zugleich wurde ein umfangreiches Positionspapier veröffentlicht, das den Verordnungsvorschlag analysiert und die erheblichen Gefahren aufzeigt, die von den Plänen ausgehen. Unter anderem enthält es eine Analyse der irischen Fallzahlen, an die die EDRI-Partnerorganisation ICCL (Irish Council for Civil Liberties) gelangen konnte. Diese Fallzahlen belegen, dass das automatisierte Scannen zu zahlreichen Falschmeldungen legaler Inhalte führt und dass die von der Kommission immer wieder behaupteten Trefferquoten der Technologien nicht stimmen können.

Die Digitale Gesellschaft und das Bündnis „Chatkontrolle STOPPEN!„, das wir gemeinsam mit dem Chaos Computer Club und Digitalcourage koordinieren, sind natürlich ebenfalls Teil der europäischen Kampagne und wir freuen uns, dass der Protest gegen das gefährliche und in der Sache ineffiziente Gesetz jetzt international wird. Die meisten Gesetze zu Privatsphäre, Datenschutz und Sicherheit werden inzwischen in Brüssel gemacht und gelten europaweit, daher ist es unabdinglich, dass auch die Zivilgesellschaft aus ganz Europa dazu angehört wird.

Mit unserem Bündnis haben wir die Chatkontrolle in Deutschland in den politischen Diskurs bringen können. Hier gibt es eine prinzipiell ablehnende Haltung der Bundesministerien der Justiz sowie für Digitales und Verkehr. Auch die wissenschaflichen Dienste des Bundestages halten die Chatkontrolle für nicht mit dem Recht auf Privatsphäre, Datenschutz und Grundrechten aus der EU-Charta vereinbar. Das Bundesinnenministerium unter Nancy Faeser, das in der Gesetzgebung die entscheidende Rolle spielt, hat sich allerdings immer noch nicht klar positioniert. Aus anderen europäischen Ländern sind die Reaktionen dem Thema sehr unterschiedlich.

Gemeinsam mit den anderen europäischen Organisationen haben wir nun die Chance auch auf europäischer Ebene gegen den Gesetzesentwurf anzugehen.

Hier geht es zur Website der EDRi Kampagne Stop Scanning Me

Die Digitale Gesellschaft und Digitalcourage haben eine gemeinsame Pressemitteilung dazu herausgegeben.

Worum es bei der Chatkontrolle geht und warum das Gesetz so gefährlich ist, haben wir in einem kurzen Video erklärt. Ausführliche Informationen findet Ihr auf unserer Kampagnenseite.

Hier ist das Statement der Kampagne im englischen Original:

New campaign ‘Stop Scanning Me!’ defends secure messaging

Together with 13 organisations representing youth rights, the anti-corruption movement, cyber-security experts and legal professionals we are launching a new campaign to protect our right to trusted and secure communications.

The campaign comes after the European Commission proposed the CSA Regulation, that will force apps and online services (e.g. WhatsApp and Facebook) to scan all our private messages, verify everyone’s age and filter content shared on platforms.

Even though the law proposal has the important intention of safeguarding children, it’s likely to fail because it puts naïve faith in technology as a silver bullet to deeper and far more complicated social issues.

To confirm this, a new investigation published in Ireland today shows that tools for scanning private communications to detect child sexual abuse material (CSAM) online suffer from low accuracy and high rates of false alarms. These have led to people’s data and privacy being put in danger without reasonable suspicion.

What’s at stake?

We all benefit from freedom and privacy to explore our identity, shape our futures and build communities where we can thrive. We all need safe spaces, especially in insecure situations.
Free and open internet enables us to express ourselves, to have meaningful, trusted conversations and relationships, and to participate in democracy and society.

Once again people in power go after our freedom and privacy. We all – including children – deserve better from our legislators.

The CSA Regulation threatens to fundamentally undermine end-to-end encryption, a vital human rights tool relied upon by people all across the world. The proposal threatens anonimity online, and puts free speech on the edge.

This will have an even graver impact on journalists, human rights defenders, survivors of child sexual abuse and intimate partner violence, especially those at risk of stalking by a (former) partner and young people communicating legitimately, especially LGBTQ+ young people.

We have a chance to fight back!

We started building a powerful movement to STOP this badly-written and dangerous law proposal. We don’t stand alone.

In the past, we also wrote an open letter along with 117 other civil society groups, calling on the EU to withdraw the CSAR and pursue alternative measures that are more likely to be effective, sustainable and fully respect EU fundamental rights. Signatories included those working on children’s digital rights, children’s health, support for victims of online abuse, as well as the empowerment of girls and women.

Now, we are moving to strong collective action that relies on your support. Together we can fight back. Join us!


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