Adieu Twitter!


Nach reiflicher Überlegung haben auch wir beschlossen, unsere ehemalige Lieblingsplattform zu verlassen. Der „Kurznachrichtendienst“ war mal ein unverzichtbares Kommunikationsmedium, speziell wenn man sich für Digitalthemen und Netzpolitik interessiert hat. Ein schneller Austausch zwischen Politik, Journalismus und Aktivismus auf Augenhöhe war vorher nicht denkbar gewesen und so wurden über die Timelines Themen gesetzt und mit einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. Natürlich war hier auch nicht alles eitel Freude und Sonnenschein, so handelte sich Twitter wegen Abschalten der API und Shadowbanning Kritik ein. Ausserdem weil Filterblasen oder Echokammern (re-)produziert wurden.

Seit Elon Musk im Juli 2023 Twitter gekauft und in X umbenannt hat, ging es dann leider rapide bergab. Das Moderationsteam wurde auf ein Minimum geschrumpft und das Factchecking abgestellt, sodass Fakenews und Desinformation sich wieder schneller ausbreiten konnten. Zusätzlich wurden zahlreiche Konten, die wegen Falschinformationen, Antisemitismus oder sogar Gewaltaufrufen gesperrt waren, wieder freigegeben und so nimmt jetzt Hass, Hetze und eine agressive Diskussionskultur auf der Plattform zu.

In weit über 10 Jahren haben wir eine Followerschaft von über 60.000 Personen und Organisationen aufgebaut. Wahrscheinlich sind inzwischen eine Großteil davon Spambots und Karteileichen. Dennoch fällt es uns nicht leicht, uns einfach zu verabschieden. Hier kann man den „Netzwerkeffekt“ ganz konkret beobachten: Wir sind in einem umzäunten Garten und entweder wir bleiben oder wir verlieren all unsere „Freunde“, „Kontakte“ und „Follower“, denn die kann man bei einem Umzug nicht mitnehmen. Höchste Zeit für Interoperabilität, ein gemeinsames Protokoll, um gegen diese Art der „Geiselnahme“ von Usern auf einer Plattform vorzugehen. (Looking at you too, facebook…)

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Abschied von Twitter auf dem NPA142 – 4:30Minuten

Aber mal ehrlich: Wir schreiben in unserem Profil „Wir distanzieren uns von rassistischen, sexistischen und menschenverachtenden Einstellungen“. Dann haben wir bei X auch nichts mehr verloren. Und auf Mastodon haben wir mit dem ActivityPub Protocol auch die Interoperabilität, die wir von anderen Plattformen fordern.

In den letzten Monaten gab es häufiger medienwirksame Aktionen, dem toxischen „X“ den Rücken zu kehren und sich „neuen“ Sozialen Medien anzuschliessen. Hier sind ein paar Links wenn Ihr Euch da etwas tiefer reinlesen wollt:

Bereits seit der Übernahme von Twitter durch Musk sind wir hauptsächlich auf Mastodon im Fediverse aktiv. Durch die dezentrale, Community-basierte und von freien Protokollen und Open-Source Software ermöglichte Struktur ist es natürlich das (soziale) Medium unserer Wahl. (Wenn Ihr mehr zum Fediverse wissen wollt, schaut Euch den Mitschnitt unserer zweiten Matinée an.) Und tatsächlich findet hier auch eine Art der Kommunikation statt, die wir auf anderen Kanälen schon länger vermisst haben. Leider hat Mastodon trotz regem Zulauf immer noch den Ruf eines Nischen-Mediums in dem vor allem Technik-affine Gruppen zu finden sind. Da ist es schön zu sehen, dass gerade in der letzten Zeit auch Bibliotheken, Universitäten und sogar Bundesämter oder das EU-Parlament den Wechsel vollziehen.

Die DigiGes hat schon immer versucht, die Waage zu halten zwischen den „guten“ Sozialen Medien und denen, dessen Geschäftsprinzip wir eigentlich ablehnen aber durch den Netzwerkeffekt „nicht drumrum kommen“. So gab es eine Zeit, in der wir sogar eine Facebookseite hatten und auch auf Instagram experimentieren wir gerade wieder, um unsere Botschaften auch mal aus der Bubble heraus zu bekommen. Aus diesem Grund haben wir beschlossen den großen „eXodus“ zu begleiten und werden ab sofort zusätzlich zu unserem Mastodon Account auch Bluesky bespielen. Natürlich kann in Kürze auch BSKY das gleiche Schicksal von Enshittification, Kommerzialisierung oder Problemen mit Moderation und Desinformation ereilen – dann wird es eben wieder Zeit weiterzuziehen.

Den Twitter/X Kanal werden wir bis Weihnachten 2024 langsam herunterfahren und archivieren.